Fachverbände der Jugendsozialarbeit fordern eine diskriminierungsfreie Schule

Berlin/Düsseldorf/Freiburg/Stuttgart, den 1.12.2021: Am Lern- und Lebensort Schule erleben Kinder und Jugendliche Diskriminierung, die sich häufig mit entsprechenden Erfahrungen aus ihren Lebenswelten deckt. Darauf wiesen die Teilnehmenden des Online-Fachgesprächs anlässlich der Veröffentlichung der Broschüre „Diskriminierung als Alltagsphänomen. Handlungsmöglichkeiten für die Schulsozialarbeit“ deutlich hin.

Neben Herabwürdigungen z. B. wegen Behinderung, Hautfarbe, Geschlecht oder Religion, sind junge Menschen auch institutioneller Diskriminierung ausgesetzt. Diese entsteht, wenn Organisationen in ihren Abläufen und Handlungslogiken immer wieder Ungleichbehandlung bestimmter Gruppen reproduzieren. Hierzu werden in der Broschüre eindrückliche Fallbeispiele dargestellt. Sie vermitteln welche Handlungsmöglichkeiten Fachkräfte der Sozialen Arbeit an Schulen haben und enthalten wichtige fachliche Hinweise.

 

Wie stark der Alltag junger Menschen von Diskriminierung belastet ist, wird sichtbar, so die Expert*innenrunde während des Fachgesprächs, wenn sich viele selbst als chancenlos und ausgegrenzt etikettieren und auch tatsächlich wahrnehmen.


„Jugendsozialarbeit kann mit ihren Angeboten auf solche Ausgrenzungsprozesse reagieren und muss daher elementarer Bestandteil des schulischen Alltags werden. Die Bedingungen vor Ort sind allerdings oft schwierig, es fehlt an bundesweit vergleichbaren Standards und einer verlässlichen Absicherung“, so Barbara Denz, stellvertretende Vorsitzende der BAG KJS und designierte Generalsekretärin von IN VIA Deutschland. „Auch ist soziale Arbeit an Schule bzw. Schulsozialarbeit weder flächendeckend vorhanden noch an allen Schultypen selbstverständlich.“

Christiane Giersen, Vorständin der BAG EJSA, ergänzt: „Es ist zu begrüßen, wenn die neue Ampelkoalition hier Akzente setzen will, denn Schulsozialarbeit wird aus vielen Gründen benötigt. Aber sie allein kann nicht alle Verwerfungen, die am Lebensort Schule sichtbar werden, ausgleichen. Sie muss eingebunden sein in eine belastbare soziale Infrastruktur aus Fach- und Regeldiensten der Jugendhilfe.“

Am Ende des Fachgesprächs waren sich die Expert*innen einig: Um Bildungschancen für alle jungen Menschen zu verbessern und Schule diskriminierungsfreier zu gestalten, müssen alle am Schulalltag Beteiligten selbstverständlich hinschauen und handeln. Soziale Arbeit an Schule hat hierfür besondere Kompetenzen und den gesetzlichen Auftrag „soziale Benachteiligungen auszugleichen und individuelle Beeinträchtigungen überwinden zu helfen“ (§13 Kinder- und Jugendstärkungsgesetz) Dazu sind die entsprechenden Rahmenbedingungen vorzuhalten.

Info: Die Broschüre „Diskriminierung als Alltagsphänomen – Handlungsmöglichkeiten für die Schulsozialarbeit“ ist zusammen mit Expert*innen der Antidiskriminierungsarbeit (adis e.V., advd) und mit Wissenschaftlerinnen entwickelt worden. Sie wurde jetzt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und den Verbänden der Jugendsozialarbeit (BAG EJSA, BAG KJS, IN VIA Deutschland) herausgegeben. In der Broschüre wird deutlich, dass die bewusste Beschäftigung mit dem Thema keine zusätzliche Aufgabe ist, sondern sich aus dem professionellen Auftrag von Schulsozialarbeit und Jugendsozialarbeit ergibt. Neben zentralen fachlichen Hinweisen werden Handlungsmöglichkeiten für die Schulsozialarbeit formuliert und ein besonderer Fokus auf Kooperationsmöglichkeiten mit der Antidiskriminierungsberatung gelegt.

 

Die Broschüre ist erhältlich über: https://www.bagkjs.de/sonstige-publikationen/ Sie kann auch als Print-Version bei der GEW bestellt werden: https://gew-shop.de/

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlichung

Di, 07. Dezember 2021

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