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KJS Nord: POSITION - Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in Niedersachsen 2022

Die Bilder aus Butscha und anderen Kiewer Vororten erschüttern die Welt. Regierungen sowie Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Ukraine und an vielen anderen Orten der Welt haben das Wüten der russischen Armee dort als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Viele Menschen in der Ukraine haben derzeit große Angst - vor allem natürlich die Kinder und Jugendlichen. In vielen Städten des Landes bringen sich die Bewohner*innen in Bunkern, U-Bahnstationen oder Kellern vor den Angriffen in Sicherheit. Nur noch Frauen, Kinder und alte Menschen können zurzeit das Land verlassen. Die Lage der Kinder aus der Ukraine ist entsetzlich. Das Leben und Wohlergehen von 7,5 Millionen Kindern ist bedroht. Schon jetzt sind über eine Million Kinder geflüchtet, die sich vor den Bomben- und Raketenanschlägen in Sicherheit bringen müssen. In den nächsten Wochen könnten es noch deutlich mehr werden. Die Kinder und Familien brauchen dringend Schutz und humanitäre Hilfe.


Die Situation in der Ukraine hat sich in den letzten acht Jahren dramatisch zugespitzt. Die Angriffe seit 2014 bringen die Kinder und Jugendlichen in der Ukraine in immer größere Lebensgefahr. Es sind Tage und Jahre im Ausnahmezustand.
Fast 430.000 Kinder müssen die Wunden und Narben von acht Jahren bewaffnetem Konflikt verarbeiten und benötigen kontinuierliche Unterstützung, um das emotionale Trauma zu bewältigen. Jetzt kommen viele weitere Kinder dazu.
Das Leben und Wohlergehen von 7,5 Millionen Kindern in der Ukraine ist derzeit in Gefahr. Familien und Kinder harren teilweise tagelang in Luftschutzbunkern aus. Eine normale Kindheit ist im Moment nicht möglich.
Mehr als zwei Millionen Frauen und Kinder sind auf der Flucht vor dem ausgebrochenen Krieg in der Ukraine. UNHCR rechnet damit, dass bis zu vier Million Menschen fliehen werden. Männer dürfen das Land nicht verlassen. Familien werden getrennt und der emotionale Stress für Kinder ist immens. Diese Zahlen geben nur eine Momentaufnahme wider. Die Situation ändert sich sehr dynamisch.


Niedersachsen 2022: Ein sensibles und wertschätzendes Verhalten gegenüber geflüchteten Kindern und Jugendlichen ist besonders wichtig. Viele der Kinder und Jugendlichen sind von den teilweise jahrelangen Erlebnissen traumatisiert. Die jungen Menschen, deren Mütter, deren Familien, die jetzt außerhalb der Ukraine auf der Flucht sind und bspw. in Niedersachsen angekommen sind, brauchen dringend Unterstützung. Die psychische Belastung durch Stress, Angst und Verzweiflung ist groß. Den Menschen muss ein sicherer Ankunftsraum geschaffen und geschützte Räume angeboten werden, damit sie sich von der anstrengenden Flucht erholen können. Die Familien, die Kinder, die Jugendlichen und die erwachsenen Einzelpersonen benötigen wichtige Informationen, Beratung und Unterstützung, damit sie sich selbstwirksam ein eigenes Konzept für die nächsten Schritte, die nächsten Wochen, die nächsten Monate, die nächsten Jahre erarbeiten und erschaffen können.
Hierzu bedarf es einer Kraftanstrengung aller Behörden, Einrichtungen und Institutionen - ressortübergreifend. Dazu bedarf es gut ausgestatteter Migrationsberatungsstellen, ganz gleich ob es sich um finanzierte Migrationsberatungsstellen aus Landesmitteln oder aus Bundesmitteln handelt. Bereits jetzt sind schon Mehrbelastungen der Jugendmigrationsdienste (JMD) festzustellen, zwar regional unterschiedlich stark ausgeprägt - dennoch auch zunehmend in die Fläche gehend, ist eine solche Veränderung festzustellen. Zudem treten vermehrt gesellschaftliche Spannungen auf bzgl. einer deutlichen Bevorzugung von Geflüchteten aus der Ukraine im Vergleich zu anderen Geflüchtetengruppen. Derartige und ähnliche Spannungsfelder können auch in die Schulen einen Einzug finden - erste Anzeichen gibt es bereits. Gerade in Schulen sollte diesbezügliche Primärprävention erfolgen, um solche Konfliktfelder erst gar nicht weiter anwachsen zu lassen. Hierzu können Landesprogramme aber auch das Bundesprogramm JMD-Respekt Coaches einen wertvollen Beitrag leisten.


Erforderlich ist also:

  • ein Ausbau und eine Stärkung der landesfinanzierten Migrationsberatungsstellen und –programme, zur Unterstützung aller Geflüchteten unabhängig vom Herkunftsland
  • ein Einwirken auf die Bundesebene, damit die Bundesprogramme der JMD & JMD-Respekt Coaches einen Ausbau, eine Stärkung und eine entsprechende Verstetigung erfahren

 

Nur durch das Zusammenwirken von Bund und Land, von verschiedenen Migrationsberatungsstellen mit unterschiedlichem Schwerpunkt, unterschiedlicher Zielsetzung und unterschiedlichem Aufgabenbereich kann das gemeinsame Ziel erreicht werden: Durch qualitativ hochwertige Beratung und Unterstützung den jungen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe an unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Der Zeithorizont, wie lange die Schutzsuchenden bei uns sein werden, sollte dabei keine Rolle spielen. Den Kindern und Jugendlichen, den Familien und Einzelpersonen muss das Gefühl der Sicherheit gegeben werden, damit sie spüren: Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein, hier kann ich sein. Erst durch diese Sicherheit können sie die wertvolle Selbstwirksamkeit entwickeln und erleben, die unabdingbar ist für ihren individuellen weiteren, bis dato schon traumatisierenden, Lebensweg.
Und wir sind uns sehr sicher, dieses ist eine wichtige Zielsetzung und wir arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen an dessen Erreichung – bitte unterstützen Sie uns aktiv dabei.
 

der KJS Nord gGmbH vom 19.4.2022

 

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Veröffentlichung

Di, 19. April 2022

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